Durch die andere Brille : ...
(Halterner Seetage 2007)

Das Wetter war wie im Londoner Herbst, nass, neblig, kalt und feucht. Der See machte einen trostlosen Eindruck und die aktiven Segler sahen auch nicht übermäßig glücklich aus. Etwa 1988 war das mein bleibender Eindruck vom Halterner Stausee, eine konsequente Entscheidung lag nahe: Nie wieder!

Fast 20 Jahre später, der Pirat von damals hing bereits seit zwei Jahren am ultimativen Nagel, meinte Morten, mein Leben verändern zu müssen: Wir fahren dieses Jahr nach Haltern! Widerrede war kaum möglich.

Na gut, raus mit den Vorurteilen aus der Schublade und Samstag Morgen rein ins Auto. Eine keine zwei Stunden dauernde Anreise aus Bielefeld mit sich ständig besserndem Wetter ließ erste Zweifel an dem damaligen Urteil aufkommen. Eine freundliche Begrüßung durch den Kranmeister tat ein Übriges. Morten trudelte auch ein und dann war der kleine Kreis von 10 Teilnehmern auch schon komplett.

Revierkenner warnten uns vor dem ersten Start noch vor einer Stelle im See, an der selbst Experten schon ein Bad genommen haben sollen, Durchkentern sei übrigens gefahrlos möglich. Weitere Details wollten sie allerdings nicht preis geben.

Mit einer gesunden Skepsis ausgestattet "betraten" wir den Ring. Die erste Wettfahrt war ein permanenter Schlagabtausch mit Cornels / Mathias und Ulli / Daniel, bei dem wir am Ende die Nase gaaanz knapp vorne hatten. Eindeutiger war die zweite Wettfahrt, Cornels und Mathias zeigten ihrer Revierkenntnisse und gewannen souverän. So musste das dritte Rennen die Entscheidung bringen.

Doch davor lag ein geselliger Abend im Strandbad, den wir so zusammen fassen: Essen super, nettes Ambiente, etwas zu kalt und leider zu wenig Stimmung vor der Bühne.

Am Sonntag weckte uns Mathias mit der Botschaft, das Frühstück im Club falle aus, aber dafür könnten wir zum Hotel auf der gegenüber liegenden Seeseite fahren. Okay, was ist so ein Tag ohne ein ordentliches Frühstück? Also rein in Cornels Van (wir hatten Liegendtransport gewählt) und auf zum Frühstück. Leider ließ die knappe Zeit nicht zu, es angemessen zu genießen. Anschließend hieß es, Boot aufbauen, Segel setzen, Klamotten anziehen und auf die Bahn fahren, natürlich alles synchron.

Sonntag kam der Wind aus der genau anderen Richtung, aber auch an diesem schönen Segeltag lag zwischen den Tonnen 1 und 3 die Insel der Entscheidung. Hoch motiviert gingen wir an den Start und blieben zunächst mal ordentlich am Ankergeschirr des Prahms hängen. Als wenn Morten mich nicht deutlich gewarnt hätte! Ab jetzt höre ich jedenfalls auf ihn. Als wir alles klariert hatten, sahen wir 9 P-Boote - von hinten! An Tonne 1 schienen Cornels / Mathias und Ulli / Daniel in unerreichbarer Ferne zu sein. Allerdings hatten wir eine Verbündete, die Insel. Sie meinte es gut mit uns und stellte bei unseren Wettbewerbern den Wind ab, bis alles wieder offen war. So bekamen wir unserer zweite Chance, die wir nutzten.

Dieses Wochenende behalten wir bestimmt in guter Erinnerung, Wiederkommen ist nächstes Jahr angesagt!

GER 1767 Jan Hustert

PS: Und eine kleine Erinnerung fand ich noch zu Hause: Für 10 €uronen Pfand mussten wir eine Flagge "U" in Haltern leihen, die hatte den Weg nach Bielefeld genommen. Nun, da der Bericht endlich geschrieben ist, werde ich sie zurück schicken. Aber kann man diesen Anachronismus nicht mal abschaffen?