Spezielle Winde: Zeuthener Segelwoche 2005

Was tun zwischen Deipencup und Meisterschaft wenn man zum Dümmertermin eine eigene Regatta (Dart18) ausrichtet? Na klar laß uns mal nach Zeuthen (Berlin) fahren. Irgendwann müssen wir ja unser Trauma vom letzten Jahr aufarbeiten...... und wenn das nicht klappt schaffen wir vielleicht diesmal mehr als 180° bei der Eskimowende.

Erste Schwierigkeit war an eine Meldung zu kommen, denn auf der P-Boot-Homepage steht nur Zeuthen und nicht der ausrichtende Verein (weiß wohl jeder). Ein Anruf bei Daniel Dürrwald brachte Klarheit und gleichzeitig eine Unterkunft in seinem Club. Eigentlich wollten wir wie am Dümmer Samstag Morgen anreisen, aber der erste Start war schon für 10:30 vorgesehen. Also ging es Freitag Nachmittag los. Rauf auf die Bahn und gib Gummi.

Haben wir eigentlich eine Karte mit? Nö, A2 immer gerade aus und bei Königswusterhausen seitwärts in die Büsche. Hätte auch fast geklappt....... Mit einer Stunde Verspätung und einer Testfahrt über unterschiedlichste Strassenpflaster bis hin zu verbuddelten Findlingen erreichten wir den Zeuthener Yachtclub. Zaghaft näherten wir uns bergab dem Wasser und wurden sehr freudig begrüßt. Wo ist euer Kran? Den gibt’s hier nicht, aber euer Hänger ist doch wasserdicht. Einfach die Rampe runter und fertig. Ööööhhhmmm Der Weg von der Strasse ins Wasser wäre in einem Skigebiet mit „schwarze Abfahrt“ markiert. Nein danke wir werden von Daniel im WSV1921 erwartet. Wie kommen wir denn da jetzt hin? Berliner sind supernett, superhilfsbereit, aber streckenweise orientierungsfrei. Nach einem weiteren kleinen Umweg standen wir vor dem Tor des WSV1921. Jetzt klappte alles wie am Schnürchen. Lutz der gute Geist des Vereins öffnete uns das Tor und dirigierte uns zum Kran. Auto vom Gelände und gegenüber unserer „Koje“ geparkt, Klamotten übern Zaun und ab in die Kneipe.

Daniel erzählte uns dann beim Bier von einer unwesentlichen Kleinigkeit die er noch nicht erwähnt hatte. Auf der Strecke zum ZYC ist eine Brücke mit Durchfahrtshöhe 5 m. Wir fahren also mit gelegtem Mast. Fahrtdauer 20 min Abfahrt 9 Uhr, Kranen 7:30 Uhr, Frühstück gibt’s leider nicht, aber in der Nähe ist eine Tankstelle mit Bistro (Daniel ist militanter Teetrinker und ich brauch morgens Kaffee). Also ab in die Koje morgen geht’s aufs Wasser.

Samstag 9:30 Uhr Schleppzug pünktlich am ZYC.

10:30 Uhr Start zur ersten Wettfahrt

Mangels Platz (eigentlich ist es ja ein Fluß) gibt es an verschiedenen Stellen fest verlegte Tonnen und man bekommt einen Plan mit verschiedenen Kursen in welcher Reihenfolge diese zu runden sind.

Wir kamen als erste mit sattem Vorsprung zur Luvtonne und konnten uns glücklicherweise an den R-Booten orientieren wo wir lang mussten. Ein erstes anerkennendes Lächeln huschte über das Gesicht meines Schotten. Das Gesicht bewölkte sich zusehends als das Feld in einem Böenstrich immer näher rückte und wir schließlich mit Glück als zweite um die Leetonne gingen. Nach einer geglückten Aufholjagd bei immer mehr nachlassendem Wind konnten wir knapp als erste durchs Ziel gehen.

Der Wind sollte sich nicht mehr erholen sodaß wir den Rest des Tages im ZYC verbrachten dessen Mitglieder sich alle erdenkliche Mühe gaben uns das Warten so angenehm wie möglich zu machen. Nachdem an diesem Tag keine Wettfahrt mehr zustande kam gab es abends eine super Party mit Lifemusik und Tanzdarbietungen, die Stimmung war klasse und wurde durch die Tanzeinlagen einiger Teilnehmer noch erhöht. Start zur 2. Wettfahrt sollte am Sonntag um 10 Uhr sein. Laut Wetterbericht bei Windstärken von 0 – 1 aus südlichen Richtungen.

Sonntag 10:00 Uhr Startverschiebung

Es sah nicht so aus als ob noch Wind käme und Jörg und ich frohlockten bereits, denn das wäre der Sieg, aber es baute sich immer mehr Thermik auf und die Wettfahrtleitung entschied um 11 Uhr einen Startversuch zu machen.

11:00 Uhr Start zur 2.Wettfahrt

Als wären die dichtbewaldeten Ufer nicht genug gibt es in Zeuthen auch noch eine kleine Insel. Genau hinter dieser Insel lag die Luvtonne (4). „Komm laß uns mal ein Stück hochkreuzen, damit ich sehe wie der Wind in der Nähe der Insel dreht.“ Das wäre uns beinahe zum Verhängnis geworden, denn auf dem Rückweg zum Start verließ uns der Wind und wir konnten den Start der R-Boote nur von weitem bewundern. Es reichte gerade noch für uns 2 Minuten vor dem Start an der Starttonne anzukommen. Leider ohne einen Blick auf den Kurs werfen zu können, der an der Aussenseite des Startschiffs angezeigt wird. Also schnell ein Mobo der Regattaleitung gefragt. „Welcher Kurs? Heute ist Kurs Nr. 7, ziemlich lang aber ihr schafft das schon.“ Letzte Minute zum Start, ich entscheide mich für Steuerbordstart, bin zu dicht dran, muß den Bb-Schiffen auf der Linie entgegenlaufen, Wind kommt, Startschuß fällt, WENDE, Steffen Kittelmann: „Tja Helmut da ist wohl ein Kringel fällig.“ Sch...... was solls.

Freigesegelt, kringel gemacht, wo liegen wir? „FRAG LIEBER NICHT“ wenn mein Schotte in Großbuchstaben spricht heißt es still sein......

Die Kreuz lief einigermaßen und wir näherten uns der Luvtonne auf Backbord, mussten aber noch einen Schlag machen. Plötzlich bekamen wir einen Zieher. Es passt! Es passt! Es passt doch nicht! Na klasse, wir kamen ca 5 meter unterhalb der tonne raus und durften die Parade der Teilnehmer abnehmen. Insgesamt 13 P-Boote und die 2 mitgestarteten H-Jollen, angeführt mit weitem Vorsprung von 1364 Joker, gingen um die Tonne bevor wir sie runden konnten. Einmal erster, einmal letzter macht einen Mittelplatz...

Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen, also fahren wir oberhalb der Insel durch während das ganze Feld unten rum fährt. Spinnaker hoch, Jörg zwecks Gewichtstrimm in die Spiluke und los. Nach der Hälfte der Spi-Strecke meinte ich zu Jörg „Guck mal wo Joker ist.“ Gardine (Spi) hoch und gepeilt. „Ich seh sie nicht!“ „Du suchst an der falschen Stelle (breites Grinsen). Schau mal backbord querab.“ Fast hatten wir sie eingeholt und rundeten die Leetonne als zweite. Auf der nächsten Kreuz hat Äolus selbst meinen Kurs geplant, denn wir waren plötzlich mit weitem Vorsprung erste. Erster ist ja super, aber laut Kurs Nr. 7 müssen wir zur Tonne 7 und die ist am A.... der Welt. Das kann nicht sein, denn die R-Boote kommen uns schon entgegen..... Glücklicherweise kam uns ein R-Boot entgegen das wir fragen konnten. „Jungs was segeln wir heute für einen Kurs?“ „Heute Kurs Nr. 8, das kostet 3 Bier.“ Aha Nr.8 dann geht es jetzt nicht zur 7 sondern zur 5.

Von da aus zur 2 und dann ins Ziel. Der Wind blieb uns treu und nach kurzer Verwirrung wo denn wohl das Ziel ist passierten wir die Ziellinie als erste und hatten damit unsere erste Regatta gewonnen.

Als Fazit unseres Ausflugs nach Berlin:

Leute: super

Revier: landschaftlich wunderschön (treibende Kraft hinter der Wiedervereinigung waren bestimmt Segler)

Wind: speziell bis gewöhnungsbedürftig

Fahrt: gar nicht so schlimm

Wir kommen wieder! Schließlich wollen wir unseren Pokal verteidigen

P 1741 Helmut Namendorf / Jörg Rintelmann